Innovative endoskopische Wirbelsäulenchirurgie

Als erstes Krankenhaus in Brandenburg hat das ukrb die endoskopische Wirbelsäulenchirurgie etabliert.

Rückenschmerzen gehören zu den häufigsten Schmerzproblemen in Deutschland. Fast jeder Deutsche klagt hin und wieder über Rückenschmerzen. Jeder Dritte leidet regelmäßig unter ihnen. Ein Allheilmittel gibt es nicht. Denn Rückenschmerzen haben viele Ursachen: Überlastung, Bewegungsmangel, die Haltung, Körpergröße, Übergewicht und auch die Psyche können der Grund für ein schmerzendes Kreuz sein.

Bei spezifischen Rückenschmerzen liegt dabei eine medizinisch eindeutige Ursache zugrunde, zum Beispiel:

  • Bandscheibenvorfall mit Einklemmung eines Nervs
  • Einengung des Wirbelkanals (Spinalkanalstenose)
  • Osteoporose (Knochenschwund), möglicherweise mit Wirbelfrakturen
  • Arthrose (Gelenkverschleiß)

„Die große Kunst beim Thema Rückenschmerzen ist eigentlich, zu entscheiden, wann operiere ich und wann lasse ich es sein“, sagt Prof. Dr. Marec von Lehe, Chefarzt an der Klinik für Neuro- und Wirbelsäulenchirurgie am ukrb. Wenn die Entscheidung zugunsten einer Operation fällt, zum Beispiel nach einem Bandscheibenvorfall, gehen von Lehe und sein Team bislang mikro-chirurgisch vor. „Über einen kleinen Hautschnitt von etwa zwei, drei Zentimetern gelangen wir zu einer gequetschten Nervenwurzel und befreien die vorgefallene Bandscheibe. Wir arbeiten mit einem Mikroskop und ganz feinen Mikroinstrumenten“, schildert der Neurochirurg. 

Kombination bewährter Techniken
In Zukunft kann sein Team allerdings ein neues endoskopisches Operationsverfahren anwenden. Dabei wird ein optisches Instrument mit Kamera eingebracht, die ein Bild auf einen Computer überträgt. Die Chirurginnen und Chirurgen arbeiten mit äußerster Präzision auf winzigstem Raum – ihre Arbeitskanäle sind nur wenige Millimeter „groß“. „Endoskopische Verfahren sind längst etabliert, etwa für Operationen im Bauchraum oder bei einer Kniespiegelung. Nun findet diese endoskopische Wirbelsäulenchirurgie zunehmend mehr Verbreitung – auch bei uns am ukrb. Wir kombinieren dafür bewährte Techniken, nämlich die Endoskopie mit Navigationsverfahren, die sich bereits bei Operationen am Gehirn bewährt haben. Wir sind sehr glücklich darüber, diese neuste Technik anwenden zu können, denn es ist noch schonender für die Patientinnen und Patienten“, sagt der Chefarzt, dem die Weiterentwicklung der neurochirurgischen Therapieoptionen eine Herzensangelegenheit ist.

Muskeln schonen, Wundschmerz reduzieren
Das neue Verfahren hat viele Vorteile: Der operative Zugang ist kleiner. Gesundes Gewebe wird durch diese kleinen Instrumente weniger geschädigt. Die Sicht auf die anatomischen Strukturen lässt sich durch die hochauflösenden optischen Geräte sehr gut darstellen. Viele dieser Eingriffe können sogar in lokaler Betäubung, das heißt ohne Vollnarkose, durchgeführt werden. „In Südostasien werden solche Eingriffe bereits ambulant durchgeführt“, sagt Marec von Lehe. „Diese Operationsform schont die Muskeln und reduziert den Wundschmerz. Für uns als Uniklinik ist es spannend, dieses neue Verfahren wissenschaftlich zu begleiten.“

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