Jeden Monat neues Medizinwissen, praktische Gesundheitstipps und aktuelle Nachrichten aus den Ruppiner Kliniken – das bieten wir Ihnen mit dem „Thema des Monats“. Schauen Sie doch gleich einmal hinein – bestimmt ist etwas Interessantes für Sie dabei.


Schlaganfall – Immer ein Notfall
Wer heute in Deutschland einen Schlaganfall hat, hatte nie bessere Chancen, ohne oder mit nur geringen Einschränkungen weiter leben zu können. In Deutschland gibt es mehr als 340 Spezialstationen in Krankenhäusern, bezeichnet mit dem englischen Begriff „Stroke Unit“ („stroke“ = Schlaganfall). Auch am Universitätsklinikum Ruppin-Brandenburg (ukrb) versorgt diese zertifizierte Spezialeinheit Betroffene. Das Team um Dr. Tobias J. Müller, Chefarzt der Klinik für Neurologie am ukrb, kennt sich nicht nur hervorragend aus mit der schnellen Versorgung von Betroffenen, sondern auch mit den vielfältigen Therapiemöglichkeiten nach einem Schlaganfall.
Typische Symptome
Ein Schlaganfall macht sich meist durch plötzliche Lähmungen, Sehprobleme oder Sprachstörungen bemerkbar, manchmal auch durch starke Kopfschmerzen, die unter Umständen mit Übelkeit und Erbrechen oder auch Bewusstlosigkeit einhergehen. Welche Symptome auftreten, hängt vor allem davon ab, welcher Bereich des Gehirns betroffen ist. Bei einem Schlaganfall ist schnelles Handeln durch medizinische Profis erforderlich. Er ist ein Notfall, der sofort behandelt werden muss, deshalb ist bei Verdacht die erste Regel, sofort die Notrufnummer 112 zu wählen!
Kennen Sie die typischen Anzeichen eines Schlaganfalls?
Schwäche, Taubheitsgefühle und Lähmungserscheinungen: Bei einem Schlaganfall lassen sich oft eine Hand, ein Arm oder ein Bein nicht mehr richtig bewegen. Betroffene fühlen sich kraftlos, manche haben Empfindungsstörungen in Armen oder Beinen wie Kribbeln oder ein Taubheitsgefühl, so als sei der Arm oder der Fuß eingeschlafen.
Sprachstörungen: Betroffene können nicht mehr richtig sprechen, ihnen fehlen Worte oder sie nuscheln, lallen, sprechen abgehackt. In manchen Fällen treten Verständnisschwierigkeiten auf: Jemand kann andere zwar hören, versteht aber den Sinn des Gesagten nicht mehr.
Gesichtsfeldausfall: Sehschwierigkeiten treten auf. Dinge auf einer Seite des Raumes werden nicht mehr wahrgenommen, das Gesichtsfeld ist eingeschränkt. Manche sehen plötzlich eine Zeitlang auf einem Auge nichts mehr, andere sehen doppelt.
Schwindel und Gangunsicherheit: Es kann Betroffenen Probleme bereiten, das Gleichgewicht zu halten. Bei ihnen entsteht entweder das Gefühl, dass sich alles dreht wie in einem Karussell, oder dass es wie auf unruhiger See schwankt.
Kopfschmerzen: Auch plötzliche, ungewohnt heftige Kopfschmerzen können auf einen Schlaganfall hinweisen. Zunächst treten sie allein auf, unter Umständen kommen zeitverzögert andere Symptome wie Lähmungen und Bewusstseinsstörungen hinzu.
Umfassende Therapie
Wer einen Schlaganfall erleidet, braucht nach der Notfallbehandlung in der Regel eine anschließende Therapie. Manchmal müssen Aufmerksamkeits- und Konzentrationsstörungen behoben werden, in anderen Fällen geht es darum, das Sprechen oder das Laufen wieder zu erlernen. „Je nachdem, wie stark Patientinnen und Patienten durch Lähmungen oder Sprachstörungen eingeschränkt sind, kann es eine Herausforderung sein, eine ausreichende Teilhabe zu erreichen,“ sagt Chefarzt Tobias J. Müller. „Die Chancen dafür stehen allerdings wirklich gut, die Nachsorge ist im Vergleich zu früheren Jahren besser und wirksamer geworden. Viele unserer Patientinnen und Patienten sind nach der Therapie wieder funktionell unabhängig in ihrem Alltag, können also zum Beispiel wieder Einkaufen gehen.“
Der Neurologe betont allerdings auch: „Selbstverständlich ist es eine gute Nachricht, dass es moderne, verbesserte Behandlungsmöglichkeiten gibt. Doch noch besser wäre es, Schlaganfälle zu vermeiden.“ Tobias J. Müller begrüßt den Aktionstag der Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfeim. Mai, der die Aufmerksamkeit auf die Risikofaktoren lenkt. Denn rund 270.000 Menschen in Deutschland erleiden jedes Jahr einen Schlaganfall. Er ist die dritthäufigste Todesursache und der häufigste Grund für Behinderungen im Erwachsenenalter.
„Jeder Mensch kann selbst etwas tun und dem Schlaganfall vorbeugen“
Ein Schlaganfall kann jede und jeden treffen, besonders gefährdet sind ältere Menschen. Chefarzt Tobias J. Müller wünscht sich ein stärkeres Bewusstsein dafür, dass jeder Mensch selbst etwas dafür tun kann, einem Schlaganfall vorzubeugen. Dafür nennt er nur wenige Stichworte: Viel Bewegung im Alltag, gesundes Essen („mehr und lieber Gemüse statt Fertiggerichte“) sowie unbedingt den Verzicht auf Zigaretten. „Es lohnt sich, sein Verhalten danach auszurichten, denn 70 Prozent der Schlaganfälle sind vermeidbar“, sagt er. Zwar nimmt der Facharzt wahr, dass viele Menschen Bescheid wissen über die Risikofaktoren eines Schlaganfalls. „Allerdings lassen sie der Theorie keine Alltagspraxis folgen. Vorbeugende Maßnahmen nehmen sie als unbequem oder als scheinbaren Verzicht wahr. Dabei gewinnt jeder Mensch, der das Rauchen lässt, sich viel bewegt und vor allem Gemüse auf seinen täglichen Speiseplan setzt“, so Tobias J. Müller, der auch auf den demografischen Wandel verweist: „Wir werden immer älter, was grundsätzlich eine gute Sache ist. Mit dem Alter steigt aber auch das Schlaganfallrisiko und das Alter ist ein Faktor, den wir nicht beeinflussen können. Beim Rauchen, bei Mahlzeiten und auch bei körperlicher Aktivität haben wir allerdings Spielraum – und den sollten wir auch nutzen!“
Auch Prof. Dr. Irene Hinterseher, Leiterin der Sektion Gefäßchirurgie des Universitätsklinikums Ruppin-Brandenburg, möchte das Bewusstsein in der Bevölkerung dafür schärfen, durch Vorbeugung die Gesundheit zu erhalten. Sie rät ausdrücklich dazu, den Blutdruck im Blick zu behalten und regelmäßig zu kontrollieren. „Leider beobachten wir, dass Patientinnen und Patienten mit zu hohem Blutdruck das auf die leichte Schulter nehmen. Man fühlt sich nicht unbedingt schlecht mit hohem Blutdruck und so passiert es häufig, dass blutdrucksenkende Medikamente nicht so regelmäßig eingenommen werden, wie es aus ärztlicher Sicht geboten ist“, sagt Irene Hinterseher. „Auch zu hohe Fettwerte im Blut und Herzrhythmusstörungen sollten unbedingt behandelt werden!“
Freie Bahn für die Gefäße
Der Kampf gegen Schlaganfälle wird am Universitätsklinikum Ruppin-Brandenburg als Teamaufgabe verstanden.
Am Universitätsklinikum Ruppin-Brandenburg arbeiten die unterschiedlichen Fachdisziplinen eng zusammen, insbesondere beim Schlaganfall werden die Kolleginnen und Kollegen aus der Gefäßchirurgie und der Radiologie in die Therapie mit einbezogen. Prof. Dr. Irene Hinterseher, Leiterin der Sektion Gefäßchirurgie des Universitätsklinikums Ruppin-Brandenburg und Vizepräsidentin der Medizinischen Hochschule Brandenburg (MHB), ist Expertin für gesunde Gefäße und erläutert, dass Risikofaktoren eines Schlaganfalls wie mangelnde Bewegung, Nikotin und Bluthochdruck die Entstehung einer Arteriosklerose (Arterienverkalkung) begünstigen: Dabei lagern sich Stoffe wie Cholesterin, Blutzellen, Bindegewebe und Kalksalze an den Innenseiten der Blutgefäße ab. Die normalerweise elastische Gefäßwand wird zunehmend starr und ihre glatte Innenwand wird rau. An den rauen Stellen sammeln sich Ablagerungen, sodass sich das Gefäß immer mehr verengt. An diesen Engstellen drohen Gefäßverschlüsse und die Bildung von Blutgerinnseln, die dann mit dem Blutstrom ins Hirn gelangen und dort die Hirngefäße verschließen.
Bei etwa zwanzig Prozent der Schlaganfälle ist die Ursache eine Verengung der Halsschlagader. Die „Arteria carotis“ ist die große Hauptschlagader des Halses, die den Kopf und insbesondere das Gehirn mit Blut versorgt. Diese kann Gefäßchirurgin Irene Hinterseher operieren und dabei den Kalk entfernen, der das Gefäß verengt hat. Dieser Eingriff kann in Vollnarkose erfolgen, dabei wird das Gehirn mit einem speziellen Neuromonitoring während der Operation überwacht. Es ist auch möglich, die Halsschlagader unter örtlicher Betäubung zu operieren. Dabei steht die Gefäßchirurgin mit der Person, die sie operiert, in Kontakt – und kann so die Funktionsfähigkeit des Gehirns kontrollieren. „Dafür bekommt die Patientin oder der Patient während der Operation ein Kinderspielzeug in die Hand, eine Quietsch-Ente. Kann diese regelmäßig zusammengedrückt werden, arbeitet das Gehirn störungsfrei, während wir operieren“, schildert die Gefäßexpertin.

Bilder von Kopf- und Halsgefäßen geben Aufschluss über die Ursache des Schlaganfalls
Wird jemand mit einem akuten Schlaganfall in das Universitätsklinikum Ruppin-Brandenburg (ukrb) eingeliefert, zählt jede Sekunde. „Time is brain“, lautet der Slogan (aus dem Englischen, übersetzt „Zeit ist Hirn“), der verdeutlicht, wie wichtig das schnelle ärztliche Handeln ist. Das Gehirn eines Betroffenen soll möglichst schnell wieder mit Nährstoffen und Sauerstoff versorgt werden können.
In der Regel wird der Kopf mit einer Computertomographie (CT) oder einer Magnetresonanztomographie (MRT) untersucht. Diese Bilder helfen zu unterscheiden, ob eine Hirnblutung oder ein Hirninfarkt (siehe Infokasten) vorliegt. Dementsprechend wird die weitere Behandlung eingeleitet.
Das kann zum Beispiel die Thrombolyse sein: Dabei wird ein Medikament verabreicht, das das Blutgerinnsel auflösen und somit das verschlossene Hirngefäß wieder eröffnen soll. Das Zeitfenster dafür ist eng, die Therapie sollte möglichst innerhalb von viereinhalb Stunden nach Auftreten der ersten Schlaganfall-Symptome beginnen.
Eine weitere Methode ist die Thrombektomie. Sie wird bei Blutgerinnseln angewandt, die größere hirnversorgende Gefäße verschließen. Bei diesem Verfahren bringt man über die Leiste einen dünnen Schlauch (Katheter) in das Gefäßsystem ein. Die Spitze dieses Schlauchs wird im verschlossenen Hirngefäß bis an das Blutgerinnsel herangeführt. Dann wird das Blutgerinnsel entfernt: entweder durch Absaugen oder indem man das Gerinnsel mit einem feinen Drahtgeflecht (Stent) erfasst und herauszieht.
Im ukrb beherrschen die Radiologen diese spezielle neuroradiologische Methode und das Team um Chefarzt Dr. Reimund Parsche steht dafür Tag und Nacht mit einer Rufbereitschaft zur Verfügung. Die Radiologen können in speziellen Fällen auch einen Stent in die Verengung der Halsschlagader setzen, um diese wieder zu eröffnen. Dies wird meist im interdisziplinären Gefäßkonsil beraten: Dazu besprechen sich Kolleginnen und Kollegen der Neurologie, Radiologie, Gefäßchirurgie und Angiologie.
Wissen
Schlaganfall – Immer ein Notfall
Wer heute in Deutschland einen Schlaganfall hat, hatte nie bessere Chancen, ohne oder mit nur geringen Einschränkungen weiter leben zu können. In Deutschland gibt es mehr als 340 Spezialstationen in Krankenhäusern, bezeichnet mit dem englischen Begriff „Stroke Unit“ („stroke“ = Schlaganfall). Auch am Universitätsklinikum Ruppin-Brandenburg (ukrb) versorgt diese zertifizierte Spezialeinheit Betroffene. Das Team um Dr. Tobias J. Müller, Chefarzt der Klinik für Neurologie am ukrb, kennt sich nicht nur hervorragend aus mit der schnellen Versorgung von Betroffenen, sondern auch mit den vielfältigen Therapiemöglichkeiten nach einem Schlaganfall.
Typische Symptome
Ein Schlaganfall macht sich meist durch plötzliche Lähmungen, Sehprobleme oder Sprachstörungen bemerkbar, manchmal auch durch starke Kopfschmerzen, die unter Umständen mit Übelkeit und Erbrechen oder auch Bewusstlosigkeit einhergehen. Welche Symptome auftreten, hängt vor allem davon ab, welcher Bereich des Gehirns betroffen ist. Bei einem Schlaganfall ist schnelles Handeln durch medizinische Profis erforderlich. Er ist ein Notfall, der sofort behandelt werden muss, deshalb ist bei Verdacht die erste Regel, sofort die Notrufnummer 112 zu wählen!
Kennen Sie die typischen Anzeichen eines Schlaganfalls?
Schwäche, Taubheitsgefühle und Lähmungserscheinungen: Bei einem Schlaganfall lassen sich oft eine Hand, ein Arm oder ein Bein nicht mehr richtig bewegen. Betroffene fühlen sich kraftlos, manche haben Empfindungsstörungen in Armen oder Beinen wie Kribbeln oder ein Taubheitsgefühl, so als sei der Arm oder der Fuß eingeschlafen.
Sprachstörungen: Betroffene können nicht mehr richtig sprechen, ihnen fehlen Worte oder sie nuscheln, lallen, sprechen abgehackt. In manchen Fällen treten Verständnisschwierigkeiten auf: Jemand kann andere zwar hören, versteht aber den Sinn des Gesagten nicht mehr.
Gesichtsfeldausfall: Sehschwierigkeiten treten auf. Dinge auf einer Seite des Raumes werden nicht mehr wahrgenommen, das Gesichtsfeld ist eingeschränkt. Manche sehen plötzlich eine Zeitlang auf einem Auge nichts mehr, andere sehen doppelt.
Schwindel und Gangunsicherheit: Es kann Betroffenen Probleme bereiten, das Gleichgewicht zu halten. Bei ihnen entsteht entweder das Gefühl, dass sich alles dreht wie in einem Karussell, oder dass es wie auf unruhiger See schwankt.
Kopfschmerzen: Auch plötzliche, ungewohnt heftige Kopfschmerzen können auf einen Schlaganfall hinweisen. Zunächst treten sie allein auf, unter Umständen kommen zeitverzögert andere Symptome wie Lähmungen und Bewusstseinsstörungen hinzu.
Umfassende Therapie
Wer einen Schlaganfall erleidet, braucht nach der Notfallbehandlung in der Regel eine anschließende Therapie. Manchmal müssen Aufmerksamkeits- und Konzentrationsstörungen behoben werden, in anderen Fällen geht es darum, das Sprechen oder das Laufen wieder zu erlernen. „Je nachdem, wie stark Patientinnen und Patienten durch Lähmungen oder Sprachstörungen eingeschränkt sind, kann es eine Herausforderung sein, eine ausreichende Teilhabe zu erreichen,“ sagt Chefarzt Tobias J. Müller. „Die Chancen dafür stehen allerdings wirklich gut, die Nachsorge ist im Vergleich zu früheren Jahren besser und wirksamer geworden. Viele unserer Patientinnen und Patienten sind nach der Therapie wieder funktionell unabhängig in ihrem Alltag, können also zum Beispiel wieder Einkaufen gehen.“
Der Neurologe betont allerdings auch: „Selbstverständlich ist es eine gute Nachricht, dass es moderne, verbesserte Behandlungsmöglichkeiten gibt. Doch noch besser wäre es, Schlaganfälle zu vermeiden.“ Tobias J. Müller begrüßt den Aktionstag der Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfeim. Mai, der die Aufmerksamkeit auf die Risikofaktoren lenkt. Denn rund 270.000 Menschen in Deutschland erleiden jedes Jahr einen Schlaganfall. Er ist die dritthäufigste Todesursache und der häufigste Grund für Behinderungen im Erwachsenenalter.
„Jeder Mensch kann selbst etwas tun und dem Schlaganfall vorbeugen“
Ein Schlaganfall kann jede und jeden treffen, besonders gefährdet sind ältere Menschen. Chefarzt Tobias J. Müller wünscht sich ein stärkeres Bewusstsein dafür, dass jeder Mensch selbst etwas dafür tun kann, einem Schlaganfall vorzubeugen. Dafür nennt er nur wenige Stichworte: Viel Bewegung im Alltag, gesundes Essen („mehr und lieber Gemüse statt Fertiggerichte“) sowie unbedingt den Verzicht auf Zigaretten. „Es lohnt sich, sein Verhalten danach auszurichten, denn 70 Prozent der Schlaganfälle sind vermeidbar“, sagt er. Zwar nimmt der Facharzt wahr, dass viele Menschen Bescheid wissen über die Risikofaktoren eines Schlaganfalls. „Allerdings lassen sie der Theorie keine Alltagspraxis folgen. Vorbeugende Maßnahmen nehmen sie als unbequem oder als scheinbaren Verzicht wahr. Dabei gewinnt jeder Mensch, der das Rauchen lässt, sich viel bewegt und vor allem Gemüse auf seinen täglichen Speiseplan setzt“, so Tobias J. Müller, der auch auf den demografischen Wandel verweist: „Wir werden immer älter, was grundsätzlich eine gute Sache ist. Mit dem Alter steigt aber auch das Schlaganfallrisiko und das Alter ist ein Faktor, den wir nicht beeinflussen können. Beim Rauchen, bei Mahlzeiten und auch bei körperlicher Aktivität haben wir allerdings Spielraum – und den sollten wir auch nutzen!“
Auch Prof. Dr. Irene Hinterseher, Leiterin der Sektion Gefäßchirurgie des Universitätsklinikums Ruppin-Brandenburg, möchte das Bewusstsein in der Bevölkerung dafür schärfen, durch Vorbeugung die Gesundheit zu erhalten. Sie rät ausdrücklich dazu, den Blutdruck im Blick zu behalten und regelmäßig zu kontrollieren. „Leider beobachten wir, dass Patientinnen und Patienten mit zu hohem Blutdruck das auf die leichte Schulter nehmen. Man fühlt sich nicht unbedingt schlecht mit hohem Blutdruck und so passiert es häufig, dass blutdrucksenkende Medikamente nicht so regelmäßig eingenommen werden, wie es aus ärztlicher Sicht geboten ist“, sagt Irene Hinterseher. „Auch zu hohe Fettwerte im Blut und Herzrhythmusstörungen sollten unbedingt behandelt werden!“
Freie Bahn für die Gefäße
Der Kampf gegen Schlaganfälle wird am Universitätsklinikum Ruppin-Brandenburg als Teamaufgabe verstanden.
Am Universitätsklinikum Ruppin-Brandenburg arbeiten die unterschiedlichen Fachdisziplinen eng zusammen, insbesondere beim Schlaganfall werden die Kolleginnen und Kollegen aus der Gefäßchirurgie und der Radiologie in die Therapie mit einbezogen. Prof. Dr. Irene Hinterseher, Leiterin der Sektion Gefäßchirurgie des Universitätsklinikums Ruppin-Brandenburg und Vizepräsidentin der Medizinischen Hochschule Brandenburg (MHB), ist Expertin für gesunde Gefäße und erläutert, dass Risikofaktoren eines Schlaganfalls wie mangelnde Bewegung, Nikotin und Bluthochdruck die Entstehung einer Arteriosklerose (Arterienverkalkung) begünstigen: Dabei lagern sich Stoffe wie Cholesterin, Blutzellen, Bindegewebe und Kalksalze an den Innenseiten der Blutgefäße ab. Die normalerweise elastische Gefäßwand wird zunehmend starr und ihre glatte Innenwand wird rau. An den rauen Stellen sammeln sich Ablagerungen, sodass sich das Gefäß immer mehr verengt. An diesen Engstellen drohen Gefäßverschlüsse und die Bildung von Blutgerinnseln, die dann mit dem Blutstrom ins Hirn gelangen und dort die Hirngefäße verschließen.
Bei etwa zwanzig Prozent der Schlaganfälle ist die Ursache eine Verengung der Halsschlagader. Die „Arteria carotis“ ist die große Hauptschlagader des Halses, die den Kopf und insbesondere das Gehirn mit Blut versorgt. Diese kann Gefäßchirurgin Irene Hinterseher operieren und dabei den Kalk entfernen, der das Gefäß verengt hat. Dieser Eingriff kann in Vollnarkose erfolgen, dabei wird das Gehirn mit einem speziellen Neuromonitoring während der Operation überwacht. Es ist auch möglich, die Halsschlagader unter örtlicher Betäubung zu operieren. Dabei steht die Gefäßchirurgin mit der Person, die sie operiert, in Kontakt – und kann so die Funktionsfähigkeit des Gehirns kontrollieren. „Dafür bekommt die Patientin oder der Patient während der Operation ein Kinderspielzeug in die Hand, eine Quietsch-Ente. Kann diese regelmäßig zusammengedrückt werden, arbeitet das Gehirn störungsfrei, während wir operieren“, schildert die Gefäßexpertin.

Bilder von Kopf- und Halsgefäßen geben Aufschluss über die Ursache des Schlaganfalls
Wird jemand mit einem akuten Schlaganfall in das Universitätsklinikum Ruppin-Brandenburg (ukrb) eingeliefert, zählt jede Sekunde. „Time is brain“, lautet der Slogan (aus dem Englischen, übersetzt „Zeit ist Hirn“), der verdeutlicht, wie wichtig das schnelle ärztliche Handeln ist. Das Gehirn eines Betroffenen soll möglichst schnell wieder mit Nährstoffen und Sauerstoff versorgt werden können.
In der Regel wird der Kopf mit einer Computertomographie (CT) oder einer Magnetresonanztomographie (MRT) untersucht. Diese Bilder helfen zu unterscheiden, ob eine Hirnblutung oder ein Hirninfarkt (siehe Infokasten) vorliegt. Dementsprechend wird die weitere Behandlung eingeleitet.
Das kann zum Beispiel die Thrombolyse sein: Dabei wird ein Medikament verabreicht, das das Blutgerinnsel auflösen und somit das verschlossene Hirngefäß wieder eröffnen soll. Das Zeitfenster dafür ist eng, die Therapie sollte möglichst innerhalb von viereinhalb Stunden nach Auftreten der ersten Schlaganfall-Symptome beginnen.
Eine weitere Methode ist die Thrombektomie. Sie wird bei Blutgerinnseln angewandt, die größere hirnversorgende Gefäße verschließen. Bei diesem Verfahren bringt man über die Leiste einen dünnen Schlauch (Katheter) in das Gefäßsystem ein. Die Spitze dieses Schlauchs wird im verschlossenen Hirngefäß bis an das Blutgerinnsel herangeführt. Dann wird das Blutgerinnsel entfernt: entweder durch Absaugen oder indem man das Gerinnsel mit einem feinen Drahtgeflecht (Stent) erfasst und herauszieht.
Im ukrb beherrschen die Radiologen diese spezielle neuroradiologische Methode und das Team um Chefarzt Dr. Reimund Parsche steht dafür Tag und Nacht mit einer Rufbereitschaft zur Verfügung. Die Radiologen können in speziellen Fällen auch einen Stent in die Verengung der Halsschlagader setzen, um diese wieder zu eröffnen. Dies wird meist im interdisziplinären Gefäßkonsil beraten: Dazu besprechen sich Kolleginnen und Kollegen der Neurologie, Radiologie, Gefäßchirurgie und Angiologie.
Wissen
Kopfschmerz – das Schraubstockgefühl.
Der Schädel brummt. Die Schläfen pochen. Das Hämmern unter der Schädeldecke ist kaum auszuhalten. Wenn von Kopfschmerzen die Rede, redet man meist von Spannungskopfschmerzen oder Migräne – denn sie sind mit Abstand am häufigsten.
Mehr als 200 Arten
Kopfschmerz ist nicht gleich Kopfschmerz. Man unterscheidet weit mehr als 200 Arten. Bei manchen Menschen ist der Kopfschmerz kein Symptom für eine andere Erkrankung, der Kopfschmerz ist die Erkrankung selbst. Zu diesen sogenannten primären Kopfschmerzen gehören Migräne, Cluster- und Spannungskopfschmerz.
Die häufigste Kopfschmerzform ist der Spannungskopfschmerz. Mehr als die Hälfte aller Kopfschmerzen ist von diesem Typ. Dieser ist zwar lästig, aber eigentlich kann man damit fast alles machen, was man auch ohne Kopfschmerzen machen würde. Der Schmerz tritt meist beidseitig auf und wird von Patienten als dumpf-drückend beschrieben, als ob ein Ring um den Kopf gespannt ist. Er kann zwischen 30 Minuten und mehreren Stunden andauern. Circa 15 bis 20 Prozent der Deutschen leiden unter Migräne – ein meist einseitig hämmernder Kopfschmerz, der Betroffene zur Bettruhe zwingt. Zudem ist ihnen oft übel, sie müssen sich übergeben, sind licht-, lärm- und mitunter auch geruchsempfindlich. Die Attacken dauern mehrere Stunden, selten auch bis zu drei Tage. Der vergleichsweise seltene, überwiegend bei Männern auftretende Clusterkopfschmerz wird als besonders belastend empfunden. Es ist ein einseitiger Schmerz im Augenbereich, von dem Betroffene sagen, er fühle sich an, als ob ein Messer durch ein Auge in den Kopf gestochen werde. Die Attacken können zwischen 15 Minuten und drei Stunden dauern und mehrfach am Tag, aber auch nachts auftreten. Begleitend hängt oft ein Augenlid herab, die Nase läuft oder ist verstopft, oder das Auge tränt. Behandelt werden die Betroffenen mit Triptanen - entweder als Nasenspray oder als Injektion – oder mit Sauerstoff, den sie über eine Maske inhalieren. Andere Medikamente können auch vorbeugend verabreicht werden. Insgesamt gibt es mehr als 100 idiopathische Kopfschmerzsyndrome – das sind Kopfschmerzen, deren Ursache man nicht kennt. Potentiell gefährliche Kopfschmerzen treten z. B. nach Kopfverletzungen auf und können Blutungen zwischen dem Gehirn und dem Schädelknochen anzeigen, die operativ behandelt werden müssen. Als akuter Notfall ist die spontane, also nicht durch Gewalteinwirkung entstehende, Hirnblutungen aufzufassen, die in der Regel zu schlagartigen Kopfschmerzen führt (Donnerschlagkopfschmerz). Auch die Hirnhautentzündung verursacht Kopfschmerzen, dann aber in der Regel zusammen mit Fieber und Nackensteifigkeit. Kopfschmerzen können auch bei Thrombosen von Hirnvenen, Entzündungen von Arterien am Kopf, bei Hirntumoren, bei vermindertem Abfluss des Hirnwassers (Liquor) und vielen snderen körperlich begründbaren Erkrankungen auftreten. Diese Erkrankungen sind aber zum Glück selten.
Was tun, wenn der Kopf schmerzt?
Mögliche Therapien und Präventionsmaßnahmen
Wenn leichte Kopfschmerzen ohne Begleitsymptome nur selten auftreten, ist in der Regel keine spezielle Diagnostik notwendig. Bei regelmäßigen oder starke Kopfschmerzen, die vielleicht sogar eine ansteigende Attackenfrequenz aufweisen, sollte man unbedingt den Hausarzt informieren. Dieser entscheidet dann, ob Blutuntersuchungen und/oder ein Bild vom Kopf – in der Regel über das Verfahren der Magnetresonanztomographie (MRT) – erforderlich sind oder eine Vorstellung beim Neurologen sinnvoll wäre. Auch kann es notwendig sein, Augenarzt oder Zahnarzt aufzusuchen, um auszuschließen, dass die Kopfschmerzen mit den Augen oder Zähnen zu tun haben. Im Falle eines Donnerschlafkopfschmerzes, also eines Kopfschmerzes, der plötzlich auftritt und extrem stark ausgeprägt ist, muss unmittelbar ein Bild vom Kopf angefertigt werden – zumeist eine Computertomographie (CT). Im Falle eines solchen Kopfschmerzes sollte sofort der Rettungsdienst über den Notruf 112 alarmiert werden.
Ursachen und Auslöser
Die genaue Ursache der häufigsten Kopfschmerzformen – Migräne und Spannungskopfschmerz – konnte bisher nicht geklärt werden. Es gibt jedoch Auslöser. Bei der Migräne sind es z.B. plötzlicher Stress, Veränderungen des Tagesrhythmus, starke Emotionen, hormonelle Veränderungen, das Auslassen von Mahlzeiten, Überanstrengung und Erschöpfung. Migräne und Spannungskopfschmerz gehören zu den Kopfschmerzen-Arten, die unangenehm, aber nicht gefährlich sind. Gleiches gilt für den Kopfschmerz nach Alkoholgenuss („Kater“) oder den Kopfschmerz, der entstehen kann, wenn man nach regelmäßigem Kaffeegenuss plötzlich aufhört, Kaffee zu trinken. Auch manche Medikamente können Kopfschmerzen auslösen. Wer regelmäßig Schmerzmittel gegen Kopfschmerzen nimmt, kann schließlich durch diese Medikamente selbst Kopfschmerzen bekommen – den sog. Schmerzmittelkopfschmerz. Viel seltener als Migräne und Spannungskopfschmerz sind gefährliche Kopfschmerzen, die eine greifbare Ursache haben und zwingend behandelt werden müssen. Hierzu gehören beispielsweise Kopfschmerzen, die bei Hirnblutungen auftreten. Diese kommen nicht selten plötzlich, erreichen innerhalb weniger Sekunden ein extremes Ausmaß („Donnerschlagkopfschmerz“) und gehen oft auch mit anderen Symptomen wie Halbseitenlähmung, Sprachstörung oder Bewusstseinsstörung (Koma) einher. Im Falle derartiger Kopfschmerzen muss sofort der Rettungsdienst über den Notruf 112 alarmiert werden. Auch bei anhaltenden Kopfschmerzen nach einem Sturz oder Schlag auf den Kopf sollte ärztliche Hilfe in Anspruch genommen werden. Auch hier können sich Blutungen innerhalb des Schädels entwickeln, die lebensbedrohlich sein können. Prinzipiell gilt, dass jeder Kopfschmerz, der ungewohnt ist und nicht nach wenigen Tagen verschwindet, mit dem Hausarzt besprochen werden sollte, damit dieser dann entscheidet, ob weitere Maßnahmen erforderlich sind.
Therapiemöglichkeiten
Für den „gewöhnlichen“ Kopfschmerz (Spannungskopfschmerz) sind in der Regel keine Medikamente notwendig. In Ausnahmefällen, wenn der Schmerz übermäßig störend ist, darf ein Kopfschmerzmittel eingenommen werden, z.B. Paracetamol, Ibuprofen oder auch ein Kombinationspräparat, in dem mehr als ein Wirkstoff enthalten ist, z.B. auch Koffein. Die im Beipackzettel vermerkte Höchstdosis pro Tag muss unbedingt eingehalten werden. Patienten, die noch andere Medikamente nehmen oder an andere Erkrankungen leiden, müssen mit dem Hausarzt besprechen, welches Medikament gegen Kopfschmerzen für sie geeignet ist. Die genannten Medikamente können auch bei Migräneattacken erfolgreich sein, müssen aber frühzeitig in der Attacke eingenommen werden. Sollten diese Medikamente nicht erfolgreich sein, können auch spezifische Migräne-Medikamente (sog. Triptane) eingesetzt werden. Bis auf ein Präparat sind alle Triptane rezeptpflichtig. Manche Triptane können auch als Nasenspray oder als Injektion angewendet werden, was vor allem für die Patienten hilfreich ist, die im Rahmen ihrer Migräneattacken unter starker Übelkeit leiden. Patienten, die unter sehr häufigen Migräneattacken leiden, können eine vorbeugende tägliche Behandlung mit speziellen Medikamenten durchführen, welche die Kopfschmerzhäufigkeit reduzieren. Es wird demnächst vermutlich eine weitere Möglichkeit geben, die Häufigkeit von Migräneattacken zu reduzieren, nämlich mittels einer monatlichen Injektion eines neuartigen Medikamentes. Noch ist dieses Präparat aber nicht zugelassen und somit auch noch nicht verfügbar. Problematisch sind chronische Kopfschmerzen (Kopfschmerzen, die an mehr als 15 Tagen im Monat auftreten). Hier sind die Schmerzmittel-induzierten Kopfschmerzen, die chronische Migräne und der chronische Spannungskopfschmerz zu nennen. Diese Erkrankungen erfordern in der Regel eine fachärztliche Therapie, z.B. vom Neurologen oder Schmerztherapeuten. Manchmal ist eine stationäre Schmerztherapie hilfreich, die dann in der Regel als multimodale Schmerztherapie durchgeführt wird. Dabei wird der Schmerz von verschiedenen Seiten angegangen (Psychologie, Physikalische Therapie, Entspannungstherapie, Schmerzmittel etc.) mit dem Ziel, die Schmerzhäufigkeit nachhaltig zu reduzieren. Die gefährlichen Kopfschmerzursachen werden spezifisch behandelt – die Hirnblutung auf der Schlaganfallstation oder neurochirurgisch, die Blutungen in Folge von Verletzungen neurochirurgisch und die Hirnhautentzündung mittels Antibiotika.
Vorbeugung
Wer häufig unter Kopfschmerzen leidet, sollte dies zunächst mit dem Hausarzt besprechen. Wenn keine körperlichen Ursachen vorliegen, helfen oftmals auch nicht-medikamentöse Maßnahmen, um die Häufigkeit der Kopfschmerzattacken zu vermindern:
- Auslöser vermeiden: Viele Patienten führen ein Schmerztagebuch, in dem sie ihre Migräneattacken verzeichnen inklusive Angaben zur Ernährung, möglichen Stresssituationen etc. So lassen sich mit der Zeit oft Rückschlüsse zu möglichen Schmerzauslösern ziehen, die es dann zukünftig zu vermeiden gilt.
- drei- bis fünfmal pro Woche 30 Minuten Ausdauersport
- Vermeiden eines häufigen Schmerzmittelgebrauchs
- Erlernen und Anwenden von Stressbewältigungs- und Entspannungstechniken (z.B. autogenes Training, progressive Muskelrelaxation